Ein Abend der Tabubrüche (für die Obststufen der Innsbrucker Gymnasien mit anschließender Podiumsdiskussion)
Erleben Sie die faszinierende Sopranistin Elisabeth de Roo, die mit ihrem mutigen Stück die Grenzen der Kunst erweitert! In „Kein leichtes Mädchen“ verbindet sie eindrucksvoll das Thema „Sexarbeit“ - für viele Menschen ein Gossenthema - mit klassischen Kunstliedern (Schuhmann, Rachmaninov etc.) und gibt den oft überhörten Stimmen der Sexarbeitenden eine Bühne. Nach Gesprächen mit 98 in der Sexarbeit tätigen Menschen entfaltet sich eine berührende Geschichte über Selbstbestimmung, gesellschaftliche Barrieren und die verletzte Seele einer alleinerziehenden Mutter.
Das Theater im ARTist’s lädt Sie ein, Teil dieses einzigartigen Crossovers zu werden – ein Abend, der zum Nachdenken anregt und gesellschaftliche Relevanz besitzt!
Dieser Abend soll als Diskussionsgrundlage dienen. Zu den Themen Selbstbestimmtheit; dem immer noch herrschenden Tabu zum Thema Sexualität, bei der gleichzeitigen Allgegenwart von „Sex“; den Fragen „Wo endet die eigene Freiheit“ und „Wo hat sie zu enden“; und wie geht es Menschen, die selbstbestimmt „psychohygienische Arbeit“ leisten, die von der Gesellschaft unreflektiert tabuisiert und mit Menschenhandel und Vergewaltigung (Stichwort „bezahlterVergewaltigung“) gleichgesetzt wird.
Ich habe mit 98 Frauen und Männern gesprochen, die in der Sexarbeit tätig sind. Für die einen ist es ein Beruf, um ihre Miete bezahlen zu können, für die anderen ist es Berufung. Meine Interviewpartner*innen kamen aus unterschiedlichen Lebenssituationen.
Mit den vielen Menschen, die prekär in der Sexarbeit arbeiten, konnte ich nicht sprechen.Wer kaum Geld hat, um zu überleben, hat kein Interesse an einem mehrstündigen Interview für ein Kunstprojekt teilzunehmen. Und wie alle prekären Arbeitssituationen, sind auch diese aufs Schärfste zu verurteilen und zu bekämpfen.
Das (Huren-)Stigma trifft alle Sexarbeiter*innen, zum Teil sogar ihre Freunde und ihre Familien. Deshalb lasse ich auch nicht die Aussage gelten: „Ja, du hast ja nur mit den privilegierten Menschen, die den Job gern machen, gesprochen.“. Kein Mensch, der gesellschaftlich ausgeschlossen und ausgegrenzt wird, kann als privilegiert bezeichnet werden. Es darf bei dieser Diskussion nie um Moral gehen. Es muss immer um die Würde des Menschen gehen.
„Die Würde ist antastbar.“, wie Ferdinand von Schirach erkannt hat. Wenn wir einem anderen Menschen die Würde nehmen, ihn stigmatisieren, ausgrenzen und verurteilen, stigmatisieren wir uns damit letzten Endes selbst und berauben uns unserer eigenen Menschlichkeit und damit auch unserer eigenen Würde.
(Elisabeth de Roo)
Regie: Thomas Lackner
Text/ Schauspiel/ Gesang: Elisabeth de Roo
Am Klavier: Vyara Shuperlieva
©Reinhold Sigl